Wilde Seife zum Selbermachen

Wie für viele Kosmetik- und Haushaltsprodukte ist Fett auch der Hauptbestandteil von Seifen. Was vielen nicht mehr bekannt ist: auch Wildtierfette eigenen sich wunderbar für die Verarbeitung zu Seifen. Barbara Hoflacher, Outdoorschule für Heilpflanzenkunde, hat ihr Lieblingsrezept zur Herstellung von Gamsseife mit uns geteilt und zur Verfügung gestellt.

Grundrezept für eine feste kaltgerührte Seife:
  • 500 g feste Fette (Gams, Hirsch, Reh, Steinbock, Wildschwein, Schwein, Schaf, Ziege, Bio-Kokosfett)
    • um eine angenehme und gut schäumende Seife zu erhalten, können die festen Fette wie folgt zusammengesetzt werden:
    • 300-400 g Tierfett
    • 100-200 g Bio-Kokosfett (gibt mehr Schaum)

 

  • 500 g biologische, kaltgepresste Pflanzenöle (am besten Olivenöl)
    • wer Murmeltieröl, Feldhasenschmalz, Dachsfett, Waschbärfett… einarbeiten möchte, kann die Menge wie folgt aufteilen:
    • 300-400 g Olivenöl
    • 100-200 g Murmel/Feldhase/Dachs/Waschbär

 

  • 330 ml destilliertes Wasser oder Tee oder Kaffee (aus destilliertem Wasser hergestellt)

 

  • Ätznatron: Das benötigte Ätznatron wird anhand der spezifischen Verseifungszahl für jedes der verwendeten Fette berechnet und zusammengezählt:
    • Fettmenge (g) x Verseifungszahl des verwendeten Fettes = Natronmenge (g) –> siehe Beispielrechnung aus dem Kurs
    • ACHTUNG: die Verseifungszahl muss grammgenau bestimmt werden!!! Dazu zum Beispiel den englischen Seifenrechner „soapcalc“ verwenden und die Verseifungstabelle für Wildtierfette nutzen.
    • Anschließend wird für die gewünschte Überfettung noch der entsprechende Anteil abgezogen (für eine Überfettung von 6% wird 6-10% weniger Ätznatronmenge verwendet).
    • Bei der im Rezept verwendeten Menge an festen und flüssigen Fetten, liegt die Verseifungszahl bei einer Überfettung von 6-10% meistens zwischen 130-140 g Ätznatron (falls der Wert grob davon abweicht, bitte nochmals nachrechnen)
Fett Menge (g) Verseifungszahl Ätznatron (g)
Olivenöl 500 x 0,135 = 67,5
Gamsfett 300 x 0,144 = 43,2
Kokosfett 200 x 0,183 = 36,6
Gesamt 147,3
Für eine Überfettung von 6 %: 147,3 – (147,3 x 0,06) = 138,5 g Ätznatron

 

Zubereitung

Schutzkleidung (Handschuhe, Brille) verwenden und Essig bereitstellen! Küche zum „Sperrgebiet“ erklären. Haustiere, Kinder und hungrige Männer sicher versorgen und allen sagen, dass jetzt Seife gemacht wird.

  1. Fette und Öle direkt in das Seifensiedegefäß grammgenau einwiegen und auf 50°C erwärmen
  2. Ansetzen der Lauge:
    1. Grammgenaues berechnen und abwiegen der Ätznatronmenge mit einer Überfettung von 6-10%
    2. Ätznatron langsam und vorsichtig in das destillierte Wasser/Kaffee/Tee (feuerfestes Glasgefäß benutzen) einrühren
      ACHTUNG: immer Ätznatron in das Wasser niemals umgekehrt, denn „Wasser in die Lauge – spritzt dir ins Auge!“
    3. Am kühlen Balkon auf 50-60°C abkühlen lassen

 

  1. Lauge in die Fette einrühren, wenn beide Mengen ca. 50-60°C haben. Achtung: heißer sollten sie nicht sein, sonst kocht die Lauge über und es besteht akute Verätzungsgefahr!
  2. Mit dem Stabmixer rühren, bis der Seifenleim „zeichnet“, dabei Kaffeepulver, Zimtpulver, Nelkenpulver oder nach Wunsch und Bedarf ätherische Öle zugeben
  3. Die Masse in ein geeignetes Seifenkisterl (Holz mit Gefrierbeutel ausgekleidet, Silikon, Tupperware – keine Aluminiumbackformen) füllen und mit einem Handtuch umwickeln/zudecken.
  4. Die Seife darf nun 2-3 Tage zugedeckt ausschlafen.
  5. Wenn sie Schnittkäsekonsistenz hat, in Stücke schneiden und den ph-Wert das erste Mal bestimmen.
  6. Nun darf die Seife 4 Wochen in einem duftneutralen Karton (kein Schuhkarton) Diät machen, reifen und abnehmen
  7. Vor der endgültigen Verwendung nochmals den ph-Wert prüfen. Dieser sollte zwischen 8-11 liegen

——

Gutes Gelingen und viel Vergnügen mit der „Wilden Sauberei“ wünscht euch,

Barbara Hoflacher

 

Bezugsquellen

Evelyn Deutsch – http://www.aromapflege.com – hat alles was man für die Seifen- und Salbenküche braucht: vom Ph-Wert Teststreifen bis zur grammgenauen Waage (Ermäßigung für Kursteilnehmer).

Literatur und Videoteachings:

  • Tierisch starke Medizin – Barbara Hoflacher
  • Du darfst auf meine Haut – Barbara Hoflacher
  • http://www.heilpflanzen-schule.com – Videos: hier findet ihr Anleitungen zum Fett auslassen, Salben und Deos machen