Achtung Gamsblindheit!

 


PRESSEMITTEILUNG


Achtung Gamsblindheit: Mensch beeinflusst Überlebenschance

Aktuell verzeichnet die Tiroler Jägerschaft vermehrt Fälle von Gamsblindheit. Die höchst infektiöse Krankheit kann innerhalb von kürzester Zeit eine ganze Population befallen und Sterberaten von bis zu 40 % verursachen. Die beste Medizin ist absolute Ruhe!

Die Gamsblindheit oder auch Infektiöse Keratokonjunktivitis (IKK) ist eine höchst ansteckende Augenkrankheit, die vorübergehende und im schlimmsten Fall dauerhafte Blindheit bei Gämsen und Steinböcken verursacht. In diesem Herbst wurden von Tirols Jägern zahlreiche Fälle von Gamsblindheit-Erkrankungen bei Gamswild und teilweise auch bei Steinwild gemeldet. Die für den Menschen ungefährliche Krankheit kann sich selbst bei geringen Bestandsdichten sehr rasch weit verbreiten und hohe Ausfälle in den heimischen Beständen von Gams- und Steinwild hervorrufen.

Starker Tränenausfluss und verklebte, geschwollene Augen zeigen das typische Krankheitsbild. Der Tiroler Jägerverband bittet daher in den betroffenen Gebirgsregionen um Rücksichtnahme: „Solange die Tiere erblindet sind, sind sie ihrer Umgebung mit allen Gefahren ausgeliefert – oft stürzen die erkrankten Tiere über Felswände ab oder sind geschwächt, da sie keine Nahrung finden. Absolute Rücksichtnahme und Vermeidung von Störungen sind die einzige Medizin, welche wir den Wildtieren bieten können“, betont Landesjägermeister Anton Larcher. Man soll sich daher erkrankten Tieren auf keinen Fall nähern, denn für befallene Tiere gibt es dank ihrer natürlichen Abwehrkräfte, je nach Verlauf der Krankheit, relativ gute Überlebenschancen. Voraussetzung dafür sind ruhige Rückzugsorte, an denen die Gämsen verweilen können bis die Krankheit im besten Fall vollständig ausheilt. Fühlt sich die Gams bedroht, flieht sie naturgemäß ins steile Gelände, in dem sie sich durch die verminderte Sehfähigkeit einem hohen Verletzungsrisiko aussetzt.

„Die Jägerschaft ist gemeinsam mit den Behörden für die Überwachung von Wildtierkrankheiten in Tirol zuständig.  Ein Hegeabschuss ist erst bei verletzten oder dauerhaft, vollständig erblindeten Tieren sinnvoll und vor allem aus Tierschutzgründen notwendig!“, so der Tiroler Landesjägermeister.

Die IKK ist die häufigste bakterielle Augenerkrankung und kann neben Gams- und Steinwild auch Muffel, Schafe und Ziegen betreffen. Schafe gelten allerdings als Erregerreservoir, da bei ihnen die Krankheit nur sehr abgeschwächt verläuft oder befallene Tiere kaum Symptome zeigen. In der Veterinärmedizin kann das Krankheitsbild in vier Stadien eingeteilt werden:

  • Stadium I: Tränenfluss, Lichtscheue, Lidbindehautentzündung
  • Stadium II: Hornhautentzündung
  • Stadium III: starker Tränenfluss, eitrige schleimige Lidbindehautentzündung, gelbe Herde auf der Hornhaut
  • Stadium IV: Hornhautgeschwüre – bis zum Austritt von Kammerwasser, was zur vollständigen Erblindung führt

 

 


 

Rückfragen:

Tiroler Jägerverband

Landesjägermeister DI (FH) Anton Larcher

Tel.: 0664 6181610, Email: anton@larcher.at

Referat Öffentlichkeit, Medien und Veranstaltungen, Christine Lettl

Tel.: 0512 571093-19, Email: christine.lettl@tjv.at

 

Bildmaterial:

Bild 1: Erkrankte Gams mit starken Tränenausfluss, © Ernst Zauser

Bild 2: Erkranktes Kitz mit verklebten Augen, © René Gadient

Bild 3: Erblindete Gams, © René Gadient