Einzelschutzmaßnahmen bei Tanne und Laubholz

Im Rahmen des Initiativprogrammes „Klimafitter Bergwald Tirol“ wurde ein Kooperationsprojekt des Landesforstdienstes Tirol und des Tiroler Jägerverbandes ins Leben gerufen, welches inhaltlich die Wirkung verschiedener Einzelschutzmaßnahmen an Laubholz und Tanne hinsichtlich des Verbisses und deren Kosteneffizienz genauer unter die Lupe nehmen wird.

Das Abbeißen junger Triebe und Knospen von Forstpflanzen gehört zum natürlichen Verhaltensrepertoire des in Tirol beheimateten Schalenwildes. Die WaldbewirtschafterInnen müssen sich jetzt und in Zukunft der Herausforderung des Klimawandels stellen, damit zum einen der nachwachsende Rohstoff Holz weiterhin nachhaltig genutzt werden kann und zum anderen die Erfüllung der Schutzfunktion des Waldes gewahrt bleibt. Der dazu notwendige Waldumbau und das her Zukunft werden nicht ohne den Einsatz von Schutzmaßnahmen möglich sein. Das gemeinsame Projekt soll dazu faktenbasierte Grundlagen und Entscheidungshilfen schaffen.

 

Auswahl der Versuchsflächen

Für dieses Projekt wurden in den letzten Wochen über ganz Tirol verteilt zehn Versuchsflächen ausgewählt, die den zuvor festgelegten Auswahlkriterien, wie beispielsweise Seehöhe, Wüchsigkeit, Flächengröße und Schalenwildarten, entsprechen mussten. Damit sind die Flächen miteinander vergleichbar und können gemeinsam ausgewertet werden. Die je ca. 3.000 m² großen Versuchsflächen sind entweder bereits mit Naturverjüngung oder Aufforstungen bestückt oder wurden im Rahmen des Projektes zwischen Mitte Oktober und Anfang November mit verschiedenen Laubholzarten und Tanne bepflanzt. Jede Fläche umfasst dabei ca. 700 noch nicht dem Äser des Schalenwildes entwachsene Versuchspflanzen, welche etwa zur Hälfte mit verschiedenen Schutzmaßnahmen geschützt werden und die zweite Hälfte ungeschützt bleibt. Dabei werden Einzelschutzmaßnahmen mit unterschiedlichem Arbeits- und Kostenaufwand angebracht und im Laufe des Projektes auf ihre Wirksamkeit hin überprüft. Beim Projektdesign wurde ein besonderes Augenmerk darauf gelegt, dass gängige, aber auch unkonventionelle Methoden als mögliche Schutzvarianten dienen.

 

Die folgenden Schutzvarianten kommen im Projekt auf den verschiedenen Flächen zum Einsatz:

  1. Drahtkorb mit zwei Pflöcken
  2. Drahtkorb mit Eisenprofilschiene
  3. Kunststoffgeflechte grün mit einem Pflock
  4. Schafwolle
  5. Verbissschutzmittel verstreichen
  6. Verbissschutzmittel sprühen
  7. Forstspray blau
  8. Forstspray rot
  9. Farbspray gelb
  10. Verbissschutzmanschette Variante A
  11. Verbissschutzmanschette Variante B
  12. Verbissschutzmanschette Variante C
  13. Verbissschutzkappe rot
  14. Einfache Verpflockung mit Akazienpflock

 

Verbissaufnahmen und Auswertung

Bei der Einrichtung der Flächen wurde eine Grundaufnahme erstellt, um die genaue Pflanzenanzahl getrennt nach Laubholzarten und Tanne pro Schutzvariante und Fläche zu erfassen. Im Frühjahr 2021 wird die erste Verbissaufnahme auf den Flächen durchgeführt. Dabei wird allerdings auch der Zustand der einzelnen Schutzmaßnahmen registriert, denn in schneereichen Lagen kann dieser durch die jeweilige Schneesituation beeinträchtigt werden und dadurch den Arbeitsaufwand erhöhen. Die Grundaufnahme, die erste Frühjahrsaufnahme sowie deren Auswertung werden im Rahmen einer Bachelorarbeit an der Universität für Bodenkultur Wien am Institut für Waldbau von Marc Huber durchgeführt. Da Forstpflanzen auch auf wüchsigen Böden in der Regel mehrere Jahre brauchen, bis sie dem Äser des Schalenwildes entwachsen sind, ist die Projektlaufzeit auf drei Jahre angesetzt. Die Ergebnisse des Projektes sollen eine Grundlage für die praktische Anwendung und für künftige Entscheidungen hinsichtlich Einzelschutzmaßnahmen auch im Rahmen von Fördermöglichkeiten liefern.